Dienstag, 9. Oktober 2012

Indien: Holy Sites


Nachdem sich der letzte Eintrag vor allem unseren widersprüchlichen Eindrücken gewidmet hat, und die Fotos tendenziell eher die schmutzige Seite betont haben, soll´s hier nochmal um die zum Teil atemberaubenden Sehenswürdigkeiten gehen, die wir uns natürlich nicht haben entgehen lassen.


Taj Mahal / Agra 
Ein Indien-Besuch ohne Taj-Mahal ist ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb machten wir uns sofort auf, um die 200 km von Delhi mit dem Zug nach Agra zu fahren. Da Zugfahren hier das Fortbewegungsmittel Nr. 1 ist, hatten wir Glück, kurzfristig überhaupt noch ein Ticket zu bekommen (nur in einem von 8 Zügen täglich war noch was frei, zurück mussten wir aber den Bus nehmen).



In Agra angekommen stellten wir aber fest, dass am nächsten Tag Freitag war – und Freitag hat das Taj zu – eines der unbegreiflichen Mysterien in Indien. Also besuchten wir erstmal das Agra Fort, dann umrundeten wir das Taj in einem großen Radius und genossen alle erdenklichen Außenansichten.











Das Taj Mahal ist ein Mausoleum (Grabmal), dass ein Großmogul um 1650 für seine verstorbene Hauptfrau Mumtaz Mahal erbauen ließ. Es wird deshalb als Symbol für die über den Tod hinausgehende Liebe angesehen und ist beliebtes Ziel von frisch vermählten indischen Paaren. Außerdem ranken sich verschiedene Legenden um das Taj. So soll der Mogul den Archtitekten die Augen geblendet und den Bauarbeitern die Hände abgehackt haben, damit sie nie wieder so etwas Schönes bauen. Ist zwar ne nette Story und trägt zur Mythifizierung bei, stimmt aber wohl nicht.







Das Taj ist eingebettet in eine große, sehr gepflegte Parkanlage und wirkt daher etwas surreal in dem indischen Durcheinander rundherum. Das Gebäude ist natürlich wunderschön, aber bei weitem nicht so stimmungsvoll wie beispielsweise Petra oder Angkor Wat. Die Anlage wirkt eher etwas künstlich und versprüht leichte Disneyland-Märchenschloss-Atmosphäre. Nach zweieinhalb Stunden hatten wir genug, und stürzten uns wieder ins indische Getümmel.














Varanasi 
Varanasi ist die heiligste Stadt des Hinduismus. Ziel aller strenggläubigen Hindus ist es, hier einmal im Ganges zu baden, zu beten und am besten irgendwann auch zu sterben. Dazu gibt es unzählige sogenannte Ghats, tribünenartige Stufen, die von der Stadt zum Ganges hinunterführen. Dort spielt sich das spirituelle Leben ab. Auf einigen Ghats, den sogenannten Burningghats, werden Leichen verbrannt und die Überreste in den Ganges gegeben. Nur diejenigen, die sich nicht das Brennholz leisten können, sowie Schwangere, Kleinkinder und Lebrakranke werden nicht verbrannt, sondern einfach in den Ganges gelegt. Da man im Ganges auch wäscht (sowohl sich als auch Kleidung) hat man irgendwann festgestellt, dass sich das mit den Leichen nicht so gut verträgt und angeblich Möven gezüchtet, die bis zu 35 kg schwer werden und darauf spezialisiert sind, totes Fleisch zu essen, lebendes aber in Ruhe zu lassen...













Burning Ghat

Washing Ghat














Amritsar
Varanasi ist für uns ein Sinnbild Indiens. Bunt und spirituell, aber auch unglaublich schmutzig und überfüllt. Das Indien auch eine andere Seite hat, konnten wir dann in Amritsar erfahren. Amritsar ist die heilige Stadt der Sikhs (das ist die Religion, der männliche Mitglieder Turban und Dolch tragen). Wie im letzten Post schon beschrieben, fühlten wir uns hier sehr wohl. Der goldene Tempel, das Heiligtum der Sikhs, wurde praktisch unser zweites Zuhause. Er steht offen für alle Menschen, unabhängig von Herkunft und Religion. In einer Großküche werden dort täglich bis zu 50000 Pilger kostenlos mit leckerem vegetarischem Essen versorgt. Als Gegenleistung spendet man eine Kleinigkeit oder man hilft beim Abwasch.





Essen im Tempel: Porridge, Dal und Brot
 

Knoblauchschälerinnen

Abwasch
 

Das Holy Book wird jeden Abend vom Tempel ins "Bett" zereminiert









Wagah Border
Eine weitere für Indien „Heilige Stätte" ist der nahe Amritsar gelegene Grenzübergang nach Pakistan. Was ist daran besonders?
Man muss sich das so vorstellen: Man nehme zwei Erzfeinde, die schon mehrfach Krieg gegeneinander geführt haben und zudem beide zu den Nuklearmächten zählen, gebe ihnen einen einzigen gemeinsamen Grenzübergang und gucke was passiert – surreales Theater, und das jeden Abend. Da gibt es Soldaten mit riesigen Kämmen auf dem Kopf, mehrere Tausend Zuschauer auf eigens gebauten Tribünen, einen Anheizer, ausgelassenes Getanze wie auf einem Volksfest und dann wird marschiert und stolziert, dass das Ministry of Silly Walks seine helle Freude daran hätte. Das Grenztor wird kurz geöffnet, die Soldaten beider Seiten führen einen kurzen Hahnenkampf aus, schütteln Hände und rollen die Flaggen ein. Das Ganze ist von beiden Seiten so durch choreografiert und so skurril, dass man dabei vergisst, dass hier im wahrsten Sinne des Wortes die Säbel rasseln. Den Zuschauern gefällt`s, und tausende Inder gehen jeden Abend wieder mit dem Gefühl nach Hause, den Erzfeind etwas gepiesackt zu haben.












Wer noch mehr davon sehen will, der schaue sich das oder das an.



Delhi
In Delhi haben wir zwar insgesamt 5 Nächte übernachtet, aber allzu viel gesehen haben wir nicht, da wir hier vor allem mit Organisieren, Essen und Abhängen verbracht haben. Aber zumindest ich glaube, ich komm hier nochmal her…








Video Indien:

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr beiden!!!
    Schöne Grüße aus Gedern!
    Wie wir auf den Fotos sehen, gehts euch gut, das freut uns!
    Die Berichte und Bilder sind ja klasse! Da fühlt man sich ja fast selbst auf Weltreise...
    Viel Spaß weiterhin, passt auf euch auf.
    LG Steffen, Verena und Johanna.

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