Sonntag, 6. Januar 2013

Into the Wild

Kurzfristig hatten wir uns noch entschlossen, einen Abstecher nach Indonesien einzubauen, genauer gesagt nach Sumatra. Wer mich schon etwas länger kennt, weiß, dass ich Affen und hierbei hauptsächlich die Orang-Utans unglaublich faszinierend finde.



So führte mich mein Weg geradewegs in den Dschungel des Gunung-Leuser-Nationalparks (dem letzten Wald, in dem noch Sumatra-Orangs frei leben, der aber auch durch die Palmöllobby massiv bedroht wird) nach Bukit Lawang. Hier leben sowohl wilde (es gibt noch ca. 7000), als auch einige semiwilde Orangs, die hier, Stück für Stück, wieder ausgewildert werden. Es gibt eine Fütterstation, die teilweise, wenn es wenige Früchte im Wald zu finden gibt, von den Menschenaffen aufgesucht wird. Wir buchten einen zweitägigen Trek mit Übernachtung im Freien und einer Wundertüte voll Spaß, wie sich noch herausstellen sollte. Unser sehr fachkundiger und witziger Dschungelguide Joseph, der im Übrigen aussah wie Tarzan persönlich, konnte uns so allerhand Interessantes über das Leben im Dschungel berichten. Denn in diesem Urwald leben nicht nur Affen, sondern auch die anderen Superstars des Dschungelbuchs. Der Sumatratiger, Elefanten, Nashörner, Malayenbären oder Pythons sind hier ebenso zu finden, was einem schonmal einen Heidenrespekt einflößt. Zumal wir eine Dame getroffen hatten, die uns Bilder von einem frisch gerissenen Riesenhirsch gezeigt hat.



Gibbons
Bienenstockeingang




Im Schlepptau hatten wir noch unsere liebe neue Reisepartnerin Laurel aus Amerika, die aber z.Z. an einer Schule in Indonesien unterrichtet. Da stapften wir dann zu viert los um das Abenteuer schlechthin zu erleben. Wegen des Monsuns und der dadurch täglich stattfindenden Regenfälle, ist der Boden von Beginn an matschig uneben und der Weg zusätzlich durch ein ständiges Hoch und Runter gekennzeichnet. Joseph kennt den Dschungel hier wie seine Westentasche und kann uns daher sehr viel Interessantes erklären und zeigen, so z.B. Nelkenbäume (die ein bisschen nach Weihnachten riechen), Ingwerpflanzen, viele andere Gewürze und Heilkräuter, sowie Insekten, Pilze und Früchte.

Ein Nelkenbaum, riecht nach Weihnachten ;-)
Ingwer - die Pflanze dieser Reise!
Kakao
 





Ganz vertieft in diese unwirkliche Dschungelwelt, immer achtsam nach links und rechts blickend, denn so `ne Python kann sich einem schon mal ratzfatz um den Hals schlingen, wird der gute Joseph etwas hektischer und eh wir uns versehen, wuselt schon der erste rot-orangene Wollknäul über uns in den Bäumen umher. Völlig überwältigt, kann ich mich erst einmal nicht vom Fleck weg rühren und starre ungläubig in die Lüfte. Man kennt das ja von diesen Touren, da wird einem viel versprochen, ob man am Schluss wirklich was sieht, ist aber `ne andere Sache. Alles schon miterlebt: Whale Watching ohne Wale, Schnorcheln ohne Korallen, Inseltour ohne Traumstrand dafür aber mit Müll, Besuch eines Ureinwohner Dorfes ohne richtige Ureinwohner usw. und so fort. Aber hier sollte alles anders werden. Da wird gehalten was versprochen wurde und sogar noch mehr.









Diese zauberhaften Wesen wirbeln also über unseren Köpfen umher und blicken neugierig drein, ob´s da nicht vielleicht einen Obstpräsentkorb zu erhaschen gibt oder einfach nur, um die doofen Touris mit ihren vollgematschten und vollgeschwitzten Klamotten zu sehen. Während sich der ein oder andere Blutegel still und heimlich an der Expeditionshose zu schaffen macht, beobachten wir bis zur Genickstarre was da über uns los ist.








An diesem Tag sollte das Glück weiter auf unserer Seite sein und wir konnten insgesamt 4 Orang Utans, zahlreiche Affenarten, Hundert- und Tausendfüßler, Warane, einen Pfau, Adler und natürlich die wundervolle sattgrüne Dschungelnatur genießen.

Hochgiftiger Hunderfüßler
Thomas-Leaf-Monkey


Riesige Zitronenameise (riecht tatsächlich so)



Und der Wald liegt einem dann ganz besonders am Herzen, denn alles was das Auge vorher, quasi ab Malaysia erblickt hat, waren Millionen von Ölpalmen, die vom Menschen da so in Reih und Glied reingesetzt ziemlich furchtbar aussehen und die Natur und das Ökosystem hier zerstört haben.

So siehts normalerweise über hunderte von Kilometern in Malaysia und Indonesien aus: eine Palmölplantage nach der anderen.
Relativ "frisch vorbereitetes" Land: Gerodet und entwässert.


Als wird nach der ziemlich anspruchsvollen Wanderung im Camp ankamen, war ich mir kurz nicht mehr ganz so sicher, ob der Mut ausreicht, in halb offenen, mit Planen zusammengezimmerten Zelten zu übernachten. Aber hilft ja nix, sind ja jetzt nun mal da. Das eine geht ja auch ohne das andere nicht. Die tollsten Geschöpfe der Welt in ihrer Umgebung beobachten und dann Angst haben, dass sich da nachts was zu einem kuschelt. Wie auch immer, sind noch am Leben, obwohl ich die ganze Nacht einhalten musste, weil ich im Dunkeln wirklich nicht die Hosen runter lassen konnte ;-)







Auf jeden Fall erwähnenswert ist das unfassbar gute Essen, das die Dschungeljungs da über der Feuerstelle im Urwald mit viel Liebe und Knowhow zusammen gezaubert haben.

Lunch

Dinner
Breakfast
Wenns Futter gibt, sind die Makaken nicht weit.
Am nächsten Tag gabs dann nach einer weiteren Wanderung den Spaß schlechthin auf dem goldenen Tablett serviert. Dschungelrafting zurück zum Dorf. Das Raftingboot bestand in diesem Fall aus vier zusammengeknoteten Riesenreifen, die durchaus ihren Zweck erfüllten. Ungläubig sehen wir zu, wie alles Mitgebrachte (sogar der Müll!) in Plastiksäcken verstaut wurde und dann gings los. Mit einem Riesenspaß und einem Dschungellieder singenden Joseph, geht’s da die Strudel langschippernd runter bis zum Dorf. Die Tour war ein Highlight dieser Reise.







Video:

1 Kommentar:

  1. *kreisch*
    Ist das geil!
    Danke für diesen wundervollen Input. Ich plane ja schon ein bisschen meine längere Südostasienreise und wollte Borneo einbauen, wegen der Affen, ist aber ein bisschen schwierig anscheinend. Dass das hier in Sumatra auch der OBerhit ist, war mir nicht bekannt. Toll! :)
    LG /inka

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