Dienstag, 19. Februar 2013

I got a first class ticket…

Ziemlich kurz vor knapp erreichen wir nach einem Ikearundlauf durch den Dutyfreeshop in Sydney, bei dem einem morgens um 8 Uhr zum Frühstück der Reihe nach erst ein Wodka, dann ein Kräuterschnaps und schließlich noch ein Baileys zum Probieren angeboten werden, unser Gate für den Flug nach Neuseeland. Nur noch mal schnell Pipi, da ist die Blase drauf programmiert nach 20 Flügen, außerdem gewöhnt man sich in Südostasien so an, jedes ansatzweise moderne Klo zu benutzen, was es so gibt - und die befinden sich nun einmal meist auf Flughäfen. Als ich wieder raus komme, strahlt der Dani als hätte er kürzlich ein Facelifting hinter sich gebracht.
Wild fuchtelnd winkt er mich Richtung Stewardessentresen und Gangway. Da gab‘s am Danigeburtstagstag doch tatsächlich das herbeigesehnte Ticketupgrade. Man könnte jetzt meinen, von der Econymy geht’s dann erst einmal in die Businessclass - aber nein, wir hüpfen mit Känguruschritten in die „Premium Businessclass“, was bei unsere Airline LAN gleichzusetzen ist mit First Class.




Vorab muss hier jetzt mal gesagt werden, dass man sich bei so `ner Reise ja auch um so einiges Gedanken macht. Das Loslösen vom Alltag und den sich darin befindlichen materiellen Güter spielt dabei eine ganz große Rolle. Mit wenig auskommen, verzichten. Das Verzichten macht heute aber mal `ne Pause im Frachtraum, das hier ist nämlich die sch*** First Class! Hier wird nicht verzichtet, hier wird konsumiert, was das Zeug hält. Nach dem wir in der Schlange stehend kurz unsere sieben Sinne ordnen, merken wir ja rasch, dass wir nunmehr in der falschen Schlange stehen. Obwohl wir schon in der Pöbelschlange ganz weit vorne waren, lassen wir es uns nicht nehmen nochmal an den uns nun zustehenden Upperclassschalter zu wechseln. Schwubsdiewups ist man da ja quasi noch vor dem Kapitän an seinem Spaceraumshuttlesitz. Nach dem auch die Stewardessen schnell kapiert haben, dass das ein glücklicher Zufall für uns gewesen sein muss, freuen die sich aber ebenso doll und bieten ihre Dienste als persönliche Fotografen des First Class-Paares an.





Das Geburtstagskind Daniel S. hat in Gedanken hundertprozentig eine imaginäre BurgerKing Krone auf dem Kopf und sitzt in diesem unfassbar riesigen Sessel so gerade, als hätte er just in diesem Moment vom Physiotherapeuten ordentlich geschimpft bekommen. Da hat noch nicht ein weiterer Gast das Flugzeug betreten, schon befinden wir uns in Liegeposition und lassen uns vom integrierten Massageteil den Rücken massieren. Das Ausprobieren der ganzen Knöpfe an diesen Sitzen braucht schon seine Zeit, so dass mittlerweile auch andere Gäste der vorderen Reihen dazu stoßen. Während wir also schon längst unseren Orangensaft schlürfen (und zwar in echtem Glas randvoll gefüllt) kommen nun nach und nach die ersten Gäste der Economyclass rein gestiefelt. Ich hab ja vorher noch nie so drüber nachgedacht, wie gemein das eigentlich ist, dass man alle Anderen am Luxusabteil vorbei laufen lässt und da nochmal ordentlich Salz in die Thrombose gefährdeten Adern gießt. Was die sich also beim Anblick vom grinsenden, quasi schon bettfertig daliegenden und Orangensaft schlürfenden Dani denken, möchten wir also lieber nicht wissen.





Wir genießen da also alles was so geht, haben grundsätzlich 5 Getränke gleichzeitig auf unserem Mitteltisch stehen und nutzen das Inflight-Multimediasystem jede Sekunde. Bisschen zu schaffen macht dem Dani allerdings, dass er die Nacht zuvor kaum geschlafen hat, er eigentlich hundemüde ist und in der Liegeposition verweilen will aber nicht einschlafen darf, weil „Schlafen in der First Class bei einem Dreistundenflug eine Verschwendung von Lebenszeit darstellt“. Das hier muss ausgekostet werden. So ist es für uns auch unbegreiflich, dass da so ein Jungspund neben uns die Stewardess mit dem Delikatessessen wieder wegschickt. Geht’s noch? Hätte der sich wenigstens ordentlich einen angesoffen, aber nein, den ganzen Flug hat der nur ein Wasser getrunken. Das soll mal einer verstehen, wo man doch das wunderbare Essen auf echtem Porzellan mit echtem Besteck und Stoffservietten präsentiert bekommt.



Und da vorne in der First Class, da läuft noch so ein anderes komisches Ding ab. Ich glaube die Stewardessen haben da irgendwelche telepathischen Fähigkeiten. Kaum hab ich gedacht, och so ´n Tee wäre jetzt auch nochmal was - zack - stand wer neben mir, bereit einen neuen Wunsch zu erfüllen. Um sich es aber richtig gemütlich zu machen ist auch immer mal so eine schöne Kuscheldecke ganz gut, die uns zwei Sekunden später von unserer nunmehr persönlichen Stewardess übergeworfen wird, und - ab jetzt ist es auch um mich geschehen – denn sie wickelt mich mit der Daunenfederdecke so ein, wie es einst meine Oma tat, wenn Heizung gespart wurde, nämlich die Decke von allen Seiten unter den Körper stopfen, bis nur noch der Kopf raus schaut und man kaum mehr Luft bekommt, es aber umgehend und sofort kuschelig warm wird. Tolle Frau unsere Stewardess.




So und ab da heisst`s nur noch beten, dass der Flug so lange wie möglich dauert oder wir keine Landeerlaubnis in Neuseeland bekommen. Der Dani genießt den ganzen Flug mit in Richtung Ohren fest getackerten Mundwinkeln und wir befinden uns wortwörtlich im Himmel ;-)
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen