Montag, 10. Juni 2013

City of God - Rio de Janeiro

Unsere letzte Station sollte Rio sein, und weils hier einiges zu sehen gibt, und Rio gleichzeitig für seine Strände berühmt ist, gönnten wir uns erstmals eine ganze Woche an einem einzigen Ort. Kaum in Rio angekommen, spürt man sogleich den Samba in den Gelenken.
Das Wetter ist einigermaßen gut, die Frauen sind knapp bekleidet und der erste Weg zur berühmten Copacabana wird sogleich mit einer Caipirinha am Strand belohnt. So lässt sich doch die letzte Reisewoche ganz gut aushalten.













Rio ist wunderbar. Und hat mit der Christus Erlöser-Statue auch noch ein weiteres der neuen Weltwunder zu bieten. Auch wenn wir bestimmt schon beeindruckendere Bauwerke gesehen haben, ist es die über der Stadt auf dem 700 Meter hohen Corcovado thronende Statue doch wert, dass wir den Besuch solange aufschieben, bis sich das brasilianische Wetter endlich mal von seiner besten Seite zeigt. Zum Glück gerade rechtzeitig vorm Wochenende, denn das Gedränge war so schon enorm, an Samstagen und Sonntagen muss es dort oben aber zugehen wie in einem Ameisenhaufen. Was noch besser als die Statue ist, ist der Blick, den man von dort oben genießt. Unbeschreiblich wie sich diese riesige Stadt um die Guanabara-Bucht und zwischen Hunderten von Hügeln ausbreitet.











Der Zuckerhut toppt diese Aussicht aber noch und so verbringen wir einige Stunden auf dem nicht minder berühmten Hügel im Hafen von Rio und genießen einen weiteren fantastischen Sonnenuntergang.













Rio ist eine sehr kontrastreiche Stadt. Die bunten Favelas und die wunderschönen portugiesischen Kolonialgebäude in der Altstadt stehen im Kontrast zu den kühlen Betonbauten der Moderne. Insbesondere die San-Sebastian-Kathedrale sticht hier heraus. Von außen wirkt sie irgendwie brutal unmenschlich, tritt man aber herein, wird man überwältigt durch die hervorragende Luft und das Licht, das in allen Farben durch tausende kleine Fenster hereinflutet. Und dann waren wir noch im Oscar-Niemeyer-Museum in der Nachbarstadt Niteroi. Ein Besuch von Niemeyers Planstadt Brasilia ließ sich aus Kosten- und Zeitgründen leider nicht mehr in unseren Reiseplan einbauen, aber immerhin kann man hier einen kleinen Eindruck seiner Bedeutung in Brasilien gewinnen.
















Rio hat aber auch andere Seiten. Nirgendwo sonst ist das Wohlstandsgefälle so krass wie hier. Die Hauptstraßen in Ipanema und Copacabana gehören zu den teuersten Straßen der Welt, ein paar Kilometer weiter ziehen sich die Favelas die Hügel hoch, in denen es teilweise keine Kanalisation gibt und Drogenbanden regieren. Im Hinblick auf die WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 wurden immerhin die innenstadtnahen Favelas in den letzten Jahren von der Polizei „gesäubert“ und zum Teil auch die Lebensbedingungen verbessert. Apropos WM: Da haben wir schon ein paar Bedenken. Da die Brasilianer nicht gerade als Sprachgenies gelten, bietet die Regierung derzeit kostenlose Englischkurse an – blöd nur, dass niemand hingeht. Selbst unsere spanischsprechenden Hostelfreunde bissen sich ein ums andere Mal am fehlenden Sprachgefühl der Brasilianer die Zähne aus. Auch der Verkehr ist zäh und bis auf zwei Ubahn-Linien vollständig von Bussen abhängig – und das kann schon mal dauern. Und die Banken kamen nicht mit den ausländischen Kreditkarten klar, was dazu führt, dass man schon mal Stunden durch diese Stadt irrt, auf der Suche nach einem Geldautomaten, der wenigstens etwas Bares ausspuckt. Und das, wo die Preise am Wochenende ordentlich angehoben werden. Ein Bett in unserem Achtbettzimmer kostete am Wochenende fast doppelt soviel wie unter der Woche (und war damit das teuerste Zimmer unserer Reise!), beim im Juni stattfindenden Confederations-Cup werden die Preise mal eben vervierfacht. Und dann gibt’s natürlich auch noch die Kriminalität. Überall wird man gewarnt: Tue dies nicht, geh da nicht hin, nimm das nicht mit. Das lustige ist, dass wir tatsächlich beklaut wurden, aber nicht am Strand, in der Favela oder abends auf der Straße, sondern in unserem Hostelzimmer von einer Kleptomanin (die Anja und zwei Engländerinnen dann bei strömenden Regen auf der Straße wiedergetroffen haben und sich alle Sachen zurückholen konnten – die groteskeste Story der Reise). Aber hey, wir sind auf unserer letzten Station, haben soviel erlebt, sind ein ganzes Stück relaxter geworden und haben außerdem die Copacabana vor der Nase, da verzeiht man einiges ;-)










Dieses Rio macht ein wenig was es will, es ist wunderschön, hat aber auch dunkle Schattenseiten und war vielleicht genau der richtige Ort, um von der Reise Abschied zu nehmen.

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